IMMENBECK. Was ein herrlicher Herbsttag! In der Regel geht die Zahl der Aktiven im Trainingsbetrieb ab Oktober so konstant nach unten, wie die Kurve für positive Wettervorhersagen. Aktuell präsentieren sich aber beide Kennzahlen bei der Immenbecker Eintracht positiv. Das liegt auch an beachtlichen drei Siegen in Folge. Zu Gast ist am 15.10.2017 die Spitzenmannschaft vom ASC Cranz-Estebrügge. Die Mannschaft von Thomas Brokelmann steht ganz oben auf der Liste der Anwärter auf den Landesliga-Aufstieg und weist, wie so oft, das beste Torverhältnis der Liga auf.
Im vergangenen Spieljahr hieß der ASC die Eintracht noch mit herzlichen Grüßen und einer 5:0-Reise in der Liga willkommen. Das Rückspiel gestaltete sich bei Frühjahrsschauern und 0:1 deutlich knapper. Diesmal ist die Eintracht von Beginn an motiviert, die sechs zu vergebenen Punkte zumindest in Teilen zuhause zu behalten. Personell muss die Eintracht umbauen. Da mit Marbes, Meyer und Schulz drei wichtige Akteure in der Defensive ausfallen. Neu in die Startelf rücken Jonathan Schmidt, Ray Böttcher und Lennart Müller. Für den ASC sind die zentralen Säulen Pöppe und Ehlers nicht dabei. Die Offensivgewalt des ASC bekommt die Eintracht gleich mit schwerem Prügel zu spüren. Wie die Feuerwehr legen die Altländer mit den agilen Hüttmann und Candan los und bringen sich gefährlich in Strafraumnähe. Nach feinem Querpass zielt Schröder aus 16 Metern knapp neben den linken Pfosten. Dann scheppert es 20 Meter vor dem Gehäuse und Ballermann Schliecker legt sich die Murmel für den linken Prachthuf zurecht. Die Eintracht formiert sich zum ballabwehrenden Hadrianswall, aber Schliecker ist schon fertig und überrumpelt Schlussmann Bente mit einem schnellen Abschluss ins lange Ecke (9.). Böses Erwachen für den motivierten TSV. Der ASC sieht sich hingegen einer komfortablen Ausgangssituation gegenüber. Diese verbessert sich dann auch noch zusätzlich, als Sturmroutinier Schröder eine Schliecker-Flanke zum 0:2 veredelt (14.). Offensiv soll es das vom heute weißen Ballett dann aber auch erstmal gewesen sein. Eine der großen Qualitäten der aktuellen Eintracht ist es, Spielstände mühelos wegzustecken, wie ein 16-Jähriger Dörfling den ersten Korn-Kater. Fortan zeigt die Eintracht ihr Tempo in der Spitze und der Express über Kock und Usko rollt. „Keilriemen“ entwischt Stiernacken Sietas auf rechts und hält Usko per Traumflanke den Happen hin. Immenbecks zeitweise zahnloser Offensiv-Boss hat leider aktuell das Pech des Nicht-Treffenden an den Hacken und macht unbedrängt am Fünfer den Gomez. Für Laien: Das bedeutet, dass er eine hundertprozentige Chance Volley in den Ballfangzaun prengelt (20.). Abbitte leisten kann die Immenbecker Spitze wenig später nach erneutem Kock-Zuspiel. Aus spitzem Winkel legt Usko die Murmel am langen Pfosten vorbei. Keeper Candan war ohnehin schnell draußen und zeigt einen ansehnlichen Torwartspagat, der den ASC-Kasten wohl auch so vor dem Schlimmsten bewahrt hätte (24.). Kurz darauf muss Estebrügges Fabian Stahmer mit Knöchelproblemen vom Feld und wird vom Marcel Meyer ersetzt (30.). Der hat gegen die Eintracht seit Jahren ein Tor-Abo, löst den jährlichen Gutschein aber glücklicherweise nicht ein. Nun folgt das wohl größte Highlight aktueller Sportgeschichte – zumindest wenn man ausschließlich den Oktober 2017 und den Landkreis Stade zählt. Damit ist nicht der fruchtbare Losverkauf an der Seitenlinie gemeint, auch wenn es extrem rührselig ist, wie Hedendorfs Spielmacher Arlt glücklich wimmernd die Losnummern entgegennimmt, nachdem er gehört hat, dass sogar Idol Lennart Müller sich auf dem zu verlosenden Eintracht-Trikot verewigt hat. Kapitän Blohm nimmt den Mittelfeldspieler daraufhin schützend in seine Obhut. Zurück aufs Feld: Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, denkt sich auch Robert Usko, der den mittlerweile verdienten Anschlusstreffer einnetzt. Nach Schmidt-Flanke verlängert Leffler an den Fünfer, wo Usko eine abgefälschte Rakete erfolgreich auf das kurze Eck abfeuert – 1:2 (34.). Der Ausgleich folgt nur zwei Minuten später. Raschkes Spann darf sich heute eine Erholungspause gönnen und Ray Böttcher steht beim Freistoß aus gut 27 Metern bereit. Die Wangen der jungen Zuschauerrinnen röten sich, als der Teenieschwarm gekonnt die Anlaufschritte abmisst. Dies wird allerdings kein All-Ager Roman, sondern der nicht unverdiente Ausgleich für die Eintracht. Wer braucht schon den Torwinkel, wenn der eigene Platz einem hilft? Böttcher schließt hart ab, kommt aber nur bis zum Torraum. Aber wer schon entnervt wegschaut, weiß nicht, was Immenbecks Neuner vorhat. Der Ball schlägt genau auf dem Platzfehler ein, der dem Dribbelkönig schon so oft die eigenen Ronaldo-Tricks versaute. Diesmal versaut er aber Keeper Candan die Parade und der hoch abspringende Ball prallt unterhalb der Latte ins Tor (36.). Und da Heu ja bekanntlich gemacht wird, wenn die Sonne scheint, legt die Offensivabteilung noch einen nach. Böttcher schickt eine Freistoßflanke auf den zweiten Pfosten, wo Youngster Raschke sich im Stealth-Modus freigestohlen hat. Der Rest ist eine Augenweide von perfekter Kopfballausrichtung, gekrönt vom unhaltbaren Einschlag im langen Eck – Partie gedreht (39.). Bis zur Pause gönnen die Teams sich dann die wohlverdiente Erholung, während auf der Tribüne ein florierender Handel mit dringend notwendigen Beruhigungsmitteln beginnt.
Robert Usko belohnt sich und trifft wieder für die Eintracht! Foto: J. Gundlack
Auch Durchgang zwei ist nicht weniger unterhaltsam. Schiedsrichter Brand tränkt den Spielbericht dank zunehmend harter Gangart gelblich. Die ASC-Kicker kommen erstarkt aus der Pause und erarbeiten sich reihenweise gute Freistoßpositionen rund um den Strafraum. Schütze Schliecker scheint seinen Touch aber verbraucht zu haben und visiert zu häufig den sicheren Schlussmann Bente oder die Immenbecker Schädel an. Auf Immenbecker Seite werden Raschke (Diskussion um dem Mauerabstand) und Böttcher (wiederholtes Ballwegschlagen) mit gelb belegt. Auf ASC-Seiten verdienen Hüttmann (Meckern) und der dynamische Nommensen (wiederholtes Foulspiel) ihre Verwarnungen. Später folgt noch Immenbecks Müller, der das Duell der krasseren Oberkörper gegen Marcel Meyer klar gewinnt – zumindest mit einem Foul in der Szene. Cranz-Estebrügge schnallt den offensiven Gürtel nun zwei Löcher enger, kann aus dem Spiel heraus aber wenig überzeugende Argumente liefern. Die Standards justieren sich hingegen nach und plötzlich fällt ASC-Kapitän Hendrik Stahmer der Ball im Gewühl vor den Schlappen. Der Entscheidungsbringer der letzten Begegnung zielt einen knappen Meter über den Querbalken und kann es anschließend selbst kaum fassen (60.). Vor der Abwehr verrichten Immenbecks Sechser Schmidt und Mernik nun Schwerstarbeit und verdienen sich ein Sonderlob. Besonders Mernik sorgt in Durchgang zwei maßgeblich für die dringend notwendige Entlastung. Raschke spielt den öffnenden Pass auf die rechte Seite und Mernik nimmt Fahrt auf. Harms kann den heranpreschenden Kraftwürfel noch nach außen drängen und der abschließende Vollspannstoß segelt deutlich übers Tor (67.). Später die gleiche Aktion: Mernik sprintet unermüdlich geradewegs aufs Tor zu und schließt erneut wuchtig, aber zu hoch ab (74.). Für den ASC soll Stürmer Yannik Meyer nun die Kohlen aus dem Feuer holen. Auf Eintracht-Seiten kommen Müsing, Poppe und Weseloh für frischen Wind. ASC-Spielmacher beschwert sich nach einem Foul etwas zu vehement und wird mit gelb-rot in die Katakomben geschickt (72.). In Überzahl muss die Eintracht dieses bislang hervorragende Ergebnis doch über die Zeit retten können. Aber auch die Estebrügger bieten im Endspurt nochmal ein großes Maß an Entschlossenheit und Qualität auf. Über die rechte Seite gelangt die Murmel schließlich zum aufgerückten Nommensen, der den springenden Ball hochnimmt und aus guten 25 Metern sein Glück versucht. Der Sonntagsschuss gelingt und Nommensen hängt den Ball mit rechts sehenswert in den linken Knick, wie seinen Sonntagsanzug auf die Kleiderstange (75.). Beginnt hier nun doch das große Zittern? Die Antwort lautet: eher nicht. Der ASC drängt zwar auf die Entscheidung, kann aber bis auf eine Halbchance von Schröder (83.) und einen durchrutschenden Freistoß von Schliecker (80.) nichts mehr aufs Scoreboard bringen. Die Eintracht-Kicker schnaufen mittlerweile ordentlich und können nach vorne nur noch minimale Gefahr ausstrahlen. Die einzige Möglichkeit schiebt Leffler deutlich am langen Eck vorbei (88.). Zuvor lädt Joni Schmidt zum gemeinsamen Zungeschnalzen, als er drei Weiße auf dem Bierdeckel zu Zuschauern degradiert. Zum Ende hin haben Immenbecks Müller und Estebrügges Nommensen noch etwas Glück. Beide buhlen nach wiederholten Fouls intensiv um den Platzverweis, dürfen aber on the pitch bleiben. Abschließend gibt es von der Redaktion noch ein Sonderlob an die Immenbecker Defensive um die erneut herausragenden Marvin Schmidt und Kevin Schöngraf – ekliges Duo im Bodenkampf und in der Luft! Abpfiff.
Fazit: Ein Spektakel auf und neben dem Feld geht mit einer am Ende gerechten Punkteteilung zu Ende. Die Gäste vom ASC starteten furios und gingen schnell in Führung. Daraufhin konnte die Mannschaft von Thomas Brokelmann aber nur bedingt der Favoritenrolle gerecht werden. Durchgang zwei wurde, auch in Unterzahl, dann wieder deutlich aktiver gestaltet und mit dem Ausgleich belohnt. Die Eintracht schwimmt weiter auf der Erfolgswelle und ist wieder in der Herbstform der vergangenen Saison. Dem starken Comeback folgte ein kämpferisch überzeugender Auftritt bis zum Spielende, der durch die guten Kontermöglichkeiten sogar mit einem Sieg gekrönt hätte werden können. Großes Lob an die Mannschaft, die kommenden Sonntag beim TSV Wiepenkathen aufläuft. Für die ASC-Kicker geht es auswärts gegen das Schlusslicht vom MTV Hammah (Glückwunsch zum ersten Punkt!).
Unsere 2. Herren überzeugte beim 9:1 gegen den FC Oste-Oldendorf III gleich mehrfach und auch der U23 gelang der späte Treffer zum Heimsieg gegen den FC Wischhafen-Dornbusch II. Die vierte Herren schlägt sich weiterhin super in der 3. Kreisklasse und bringt drei Punkte und Tabellenplatz drei aus Wangersen mit. Ein Spitzenwochenende für die Herren-Teams in Immenbeck. Für die Eintracht!
Für die Eintracht im Einsatz: F. Bente, L. Müller, M. Schmidt, K. Schöngraf, R. Böttcher (ab der 69. Minute M. Poppe), M. Mernik, J. Schmidt, P. Raschke (ab der 81. Minute T. Weseloh), T. Leffler, J. Kock, R. Usko (ab der 60. Minute T. Müsing)
Torschützen (Vorlage): 0:1 J. Schliecker (9.), 0:2 D. Schröder (14., Schliecker), 1:2 R. Usko (34., Leffler), 2:2 R. Böttcher (36., Kock), 3:2 P. Raschke (39., Böttcher), 3:3 L. Nommensen (75., Schliecker)