BOKEL. Bisher war der Bokeler Bätjerplatz für die Eintracht immer eine Reise wert. Beide Begegnungen vor Ort konnten siegreich gestaltet werden. Diesmal sind die Vorzeichen aber anders, denn der gastgebende MTV schwebt auf einer Erfolgswelle. Die Eintracht hingegen musste in den vergangenen Wochen kräftig einstecken. Die geforderte Reaktion lieferte die Mannschaft aber bereits mit einer starken Trainingswoche und großer Motivation für die wichtige Partie beim MTV. Volker Wiede und Dirk Lünsmann konnten 18 Kicker nominieren und zuversichtlich ins Spiel gehen.
Schiedsrichter Bourkhis und seine Kompagnons begutachten das offensichtlich tiefe Geläuf vor der Partie ausgiebig. Am Ende steht aber die in unseren Augen richtige Entscheidung, denn das Spielfeld war nur stellenweise etwas schlammig und ansonsten für Anfang Dezember in gutem Zustand. Keeper Bente ist in der Startelf natürlich gesetzt. Die Eintracht stellt defensiv auf Viererkette (Schulz, Blendermann, Schmidt, Schöngraf) um und arbeitet davor erstmals mit Nejerwan Ahmad und Lennart Müller von Beginn an. Die breiteste Flügelzange der Welt (Lohmann, Mernik) soll das Sturmduo Kock/Müsing deftig anfüttern. In der Anfangsviertelstunde agiert die Immenbecker Mannschaft bissig und beweglich, kommt gegen die sichere Abwehr um „Tower“ Rademacher und den kernigen Julias Novara nicht zum Zug. Gefährlich wird es für die Immenbecker, wenn das schnelle Umschaltspiel des MTV über den starken Bedürftig und Counterpart Ellefsen anläuft. Dustin von Döhlen unterbricht zur Freudes seines Teams kurzfristig die Baywatch-Dreharbeiten und arbeitet ebenfalls in der Startelf. Für körperliche Präsenz sorgt vorne Spielführer Kevin Lüdemann, der über 90 Minuten ein nicht für möglich gehaltenes Pensum abliefert und sich mit Blendermann jede Menge körperliche Schiebereien liefert. Der Immenbecker Verteidiger bestätigt im Nachgang, dass solche Gegner einfach richtig Spaß machen. Zurück zum Spielgeschehen: Von außen könnte man nach 15 Minuten ein klassisches 0:0-Spiel vermuten. Dann wird es auf einmal brenzlig. Kevin Schöngraf kommt nach abgeblockter Freistoßflanke von Schmidt mit dem linken Schienbein zum Abschluss und holzt eine Bogenlampe aus dem Schenkel. Das Leder senkt sich bedrohlich. MTV-Schlussmann Prehn zeigt hervorragendes Timing und lenkt den Ball per polizeilich genehmigtem Übergriff spektakulär aus dem Torwinkel – Lecker (20.). Im Gegenzug ist dann der MTV erstmals gefährlich. Winckler und Bedürftig werden in Strafraumnähe kaum gestört und setzen auf halblinks Tom Ellefsen in Szene. Der Blondschopf zieht mit einem flinken Haken am Gegner vorbei und fordert Bente aus sechs Metern. Der Immenbecker Schlussmann zeigt sich ähnlich prächtig aufgelegt und wehrt mit schnellem Reflex den Abschluss eher ab, als das Eintracht-Damenteam die kläglichen Kontaktgesuche unserer Youngster auf der TSV-Weihnachtsfeier (24.). Plötzlich ist wieder die Eintracht dran. Der gut bewachte Kock enteilt Novara erstmals und sprintet von rechts in den Sechzehner. Der scharfe Abschluss geht knapp am kurzen Pfosten vorbei (28.). MTV-Routinier Lüdemann zeigt sich in der nachfolgenden Szene effektiver. Immenbeck bekommt defensiv auf der rechten Seite keinen Zugriff und Bokel alles andere als bedürftiger Bedürftig löfft eine Marcel Jansen Gedenkflanke in den Fünfer. Lüdemann setzt sich frühzeitig ab und muss nur noch die stilsicher drapierte Haarpracht inklusive Schädel hinhalten – 1:0 (32.). Bis zur Pause versuchen die Immenbecker Kicker nochmal neue Gefahr zu entwickeln. Aber einzig nach Müllers scharfer Hereingabe kommt ein weiterer Gefahrenhauch auf (40.). Auf der Gegenseite verpasst Ellefsen ein Gassen-Zuspiel um eine Fußspitze (42.). Die Eintracht wirkt in Durchgang eins durchaus fleißig und feldüberlegen. Die dicken Möglichkeiten hatte aber der MTV, der eine von zwei Großchancen eiskalt nutzt.
Halbzeit zwei steht klar im Zeichen des Comebacks. Maik Lohmann muss verletzungsbedingt passen und wird durch Ray Böttcher ersetzt, der sich mit starken 45 Minuten zurückmeldet. Auch Mernik dreht in Durchgang zwei auf, ähnlich wie der starke Nejerwan Ahmad. Das höhere Risiko des TSV öffnet natürlich die Räume für Bokeler Konter. Und auch in Durchgang zwei sind es vor allem die Flankenbälle, die für Brandstiftung im Strafraum sorgen. Einmal serviert Bedürftig, einmal Lehmkuhl – beide Zuckerbälle kann Blendermann mit den letzten Haarspitzen vor dem einköpfbereiten Stürmer klären (58., 64.). Die Immenbecker Mannschaft ist meist in Ballbesitz, entwickelt aber leider kaum noch Torgefahr. In dieser Phase hat die Eintracht durchaus Glück, dass der MTV seine Konter leichtfertig verspielt. Die größte Chance der Hausherren verhindert Bente, als er einen wuchtigen Novara-Kopfball nach bedürftiger Ecke über den Querbalken wischt (68.). Kurz darauf muss Kock nach einem Zusammprall mit MTV-Keeper Prehn aus der Partie und wird durch Marbes ersetzt – Schulz geht in die Spitze (74.). Beim starken Bokeler Keeper geht es zum Glück weiter. Die letzten zehn Minuten stehen dann im Zeichen einer wahren Schlammschlacht. Referee Bourkhis muss erstmals härtere Tacklings ahnden und zückt binnen 10 Minuten noch vier Mal gelb. TSV-Coach Wiede zückt mit Robert Usko nochmal den Nitro-Knopf in seinem persönlichen Need for Speed Wettkampf (85.). Und dann gelingt dem TSV doch noch der Lucky Punch. Nach von Prehn abgewehrter Ecke und Wincklers Befreiungsschlag fliegt der Ball über die Mittellinien. TSV-Keeper Bente retouniert mit links direkt. Gefühlte neun Immenbecker stehen klar hinter der MTV-Abwehr im Abseits, der Ball geht aber rechts raus auf Böttcher, der aus der Tiefe kommt. Im Strafraum behält der TSV-Mikroinfluencer die Übersicht und bedient den blanken Schulz, der umjubelt zu seinem 5. Saisontor einschiebt (87.). Es kommt nochmal Hektik auf und die Eintracht ist nochmal dran: Schulz und Böttcher liefern einen unfreiwilligen Doppelpass und Schulz verzieht mit links (88.). Im Anschluss kontert der MTV nochmal. Sven Bedürftig wird im letzten Moment von Marbes und Schmidt gestellt (89.) Dann leistet MTV-Torhüter Prehn sich seine einzige Unsicherheit und droppt eine Ecke auf die eigene Torlinie, wo sein drapierter Wachmann aufmerksam klärt (91.). Aufregendes Ende – Abpfiff!
Fazit: Für die Gastgeber, die sich sehr gefestigt und immer wieder gefährlich präsentieren ist der späte Ausgleich natürlich bitter. Über die gesamte Spieldauer gesehen geht die Punkteteilung aber in Ordnung und spiegelt auch die Tabellensituation der Nachbarn wieder. Die Eintracht darf den späten Punkt als Erfolg verbuchen und überzeugte vor allem durch einen emotionalen Auftritt. Die zuletzt vermisste „Never give up“-Mentalität, die es für uns in dieser Liga braucht, war klar zu erkennen. So können beide Teams in die Winterpause gehen und dann mit Erholung im Rücken ab März 2019 weitere Punkte jagen. Danke an unsere treue Fanschar für die launige Busfahrt und auch an „Rückwärtsgang“-Mike für die sichere Zustellung per Bus. Des Weiteren wollen wir auch unseren Trainern, Betreuern und dem (emotionalen) Management danken – es ist nicht immer einfach für Euch! Zudem möchten wir uns auch beim wie immer sehr engagierten MTV-Team für die Spieltaggestaltung am Bätjerplatz bedanken. Ein Sonderlob geht an die geilen Fritten! Wir verabschieden uns nun in die Wellness-Phase des Winters. Bis 20.12. wird noch einmal pro Woche trainiert. Es stehen auch Weihnachtsfeiern und Hallenturniere an. In diesem Sinne – eine frohe Adventszeit! Für die Eintracht!
Für die Eintracht im Einsatz: F. Bente, K. Schulz, J. Blendermann, M. Schmidt, K. Schöngraf, M. Mernik, N. Ahmad, L. Müller (ab der 85. Minute R. Usko), M. Lohmann (ab der 46. Minute R. Böttcher), T. Müsing, J. Kock (ab der 74. Minute M. Marbes)
Torschützen (Vorlage): 1:0 K. Lüdemann (32., Bedürftig), 1:1 K. Schulz (87., Böttcher)