AHLERSTEDT. Gute 120 Zuschauer ließen sich das Spektakel im Ahlerstedter Auetal zur besten Fußball-Zeit (Freitagabend, 20:00 Uhr, Flutlicht) nicht entgehen. Auch die Immenbecker Eintracht bringt einen prall gefüllten Korb an Gästefans mit an den Spielfeldrand, was zur guten Stimmung im nächsten Endspiel für den TSV beiträgt. Der Gastgeber liegt mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, spürt aber den leicht nach Apfelmost anmutenden Atem der Estebrügger weiterhin im Nacken. Sprich: Halbgas kann die Truppe von Stefan Buchholz und Holger Steenbock keineswegs gehen. Im Hinspiel luchste die Eintracht dem Favoriten auf der Brune Naht beim 1:1 einen Punkt ab. Ähnlich kämpferisch soll die Partie auch diesmal von Statten gehen. Brisant für einige Immenbecker, denn sowohl die Coaches Wiede und Lünsmann, als auch einige Spieler (Schmidt, Kröppelin) blicken auf eine Vergangenheit bei A/O zurück.
Personell geht die Eintracht notgedrungen am Stock. Mit Blendermann und Schöngraf fallen zwei Abwehrstützen wohl für den Rest der Saison aus. Kapitän Stukenbrock, Aykaya und Müller fehlen gesperrt. Mit Eric Müsing fällt kurzfristig ein weiterer Leistungsträger aus, was eine Extremumstellung in der Dreierkette zur Folge hat. Kröppelin verteidigt links, Marbes links innen. Dauerbrenner Schmidt, Schulz und Leffler komplettieren die Formation, vor der Marius Meyer und Joni Schmidt den Rasen pflügen. Böttcher, Weseloh und Usko sollen vorne die Nadelstiche setzen. Taktik-Fuchs Lünsmann, bis vor zwei Jahren noch als Co-Trainer bei der SV aktiv, warnt vor der Partie detailliert vor den Stärken der Gegner. Das Wichtigste: Kein schnelles Gegentor. Der Anpfiff ertönt, Immenbeck spielt diszipliniert, A/O groovt sich lässig ein. Erhan Danaci alias „Der Schneider vom Auetal“ fädelt kurz darauf von der linken Seite einen Sahneball in den Sechzehner. Matthias Meibohm, sonst als Wellenbrecher in den Seitenarmen der Aue aktiv, wühlt sich ideal in die Gasse. Schulz steht ungünstig und greift zum unübersehbaren Textilfoul – klarer Elfmeter (9.). Glüsing will die schnelle Führung vom Punkt markieren und entscheidet sich für der rechte Eck. TSV-Keeper Meier geht in die extrem kurze Flugphase über, landet früh und pariert den unplatzierten Ball mit der Schulter zum Eckball. Jubel bei der Eintracht! Die Gedanken sind noch beim 0:0, da kommt der Standard von Corvin Höft an den Fünfer, Meibohm kann sich im Stand durchsetzen und nahezu unbedrängt einköpfen (10.). Schade und Pustekuchen für den Underdog in Rot und Weiß. Natürlich kochen die Gastgeber in dunkelblau auch nur mit Wasser. Aber im Verlauf von Durchgang eins, zaubern gerade die Mannen im Zentrum (D. Meibohm, M. Buchholz und Kapitän Carsten Dammann) ein leckeres Hochzeitssüppchen der Passkultur zusammen. Immenbeck kann mit magerer Kraftbrühe ohne Fleischeinlage wenig entgegensetzen und verliert zahllose Bälle direkt nach Eroberung. Man kann meist nur hinterherrennen, tut dies aber fleißig und leidenschaftlich. A/O spielt nach der schnellen Führung ohne den großen Druck auf das Gästetor. Die gefürchteten Zuspiele in die Spitze werden zu oft verpasst, oder die beschlagenen Außen Höft und Glüsing verlieren sich noch zu oft im Dribbling. Aus 20 Metern legt Höft dann einen direkten Freistoß knapp neben das Tor (26.). Über links wird Ahlerstedts Nummer 5 zudem oft mit langen Bällen gesucht. Beinahe genauso oft schnellt die Fahne des Linienrichters nach oben – ein Lob an die Immenbecker Abwehrdisziplin. Aus einer guten Freistoßposition machen die Dunkelblauen dann durch schnelle Ausführung ebenfalls zu wenig (22.) Danaci wird es daraufhin zu bunt und er schüttelt Weseloh ab. Der stramme Schuss streicht knapp rechts vorbei (25.). Immenbeck kann etwas durchatmen und Usko setzt aus guten 40 Metern den ersten Abschluss an (28.). Kurz darauf versucht es Weseloh ebenfalls aus der Distanz, greift aber deutlich daneben (30.). Die beste Chance entsteht, als Robert Usko wie erhofft Tempo aufnimmt. Über Joni Schmidt und Leffler kommt der Ball an den Lauf des Stürmers, der Thore Nissen nur seine Hacken zeigt. Von halbrechts schnellt die Murmel auf den Kasten, aber Marvin Koch taucht blitzschnell ab und entschärft die Situation (33.). Im Stile einer Spitzenmannschaft reagiert A/O mit prompter Tempoerhöhung. Von Holt kann den Ball 30, 40 Meter unbedrängt führen, blättert nebenbei im Lehrbuch für Traumpässe und setzt dann mit rechts den startenden Höft perfekt in Szene – kein Abseits. Ahlerstedts Top-Scorer (20 Tore, 21 Vorlagen) loppt den Ball schließlich elegant zum 2:0 ein (37.). Bis zur Pause blöken sich die Teams nur noch ein wenig an, Glüsing kassiert gelb für ein Foul. Gefährlich wird es nicht mehr. Die Eintracht kann mit der Einstellung und dem Willen vollkommen zufrieden sein.
Die Immenbecker Abwehr um Thomas Leffler hat von Beginn an alle Hände voll zu tun. Foto: Meier/Archiv
Unglücksrabe Schulz, muss in der Pause mit gelb vorbelastet zur Spätschicht abrücken und wird durch Nijerwan Ahmad ersetzt, der auf die ungewohnte RV-Position geht. Leffler rückt nach innen. Immenbeck will den Kampf aus Durchgang eins fortsetzen und das Ergebnis bestmöglich gestalten. Dazu soll das schnelle 3:0 verhindert werden. In Spielminute 49 tankt Glüsing sich im Duell mit dem heute bärenstarken Marbes durch und legt butterweich an den Elfmeterpunkt. Der aus der Tiefe heranstürmende Dammann platziert den Kopfball unhaltbar im langen Eck. Doch wer jetzt denkt, dass die Immenbecker Mannschaft sich ihrem Schicksal ergibt und haushoch untergeht, ist weit gefehlt. Ahlerstedt erspielt sich haufenweise Chancen, muss dafür aber richtig arbeiten. Draußen monieren die SV-Coaches die großzügige Linie des Schiedsrichters, die der Immenbecker Spielweise im wahrsten Sinne des Wortes in die Karten spielt. Meyer und Marbes bekommen schließlich nach wiederholtem Foulspiel ihre berechtigten Kartons (66. + 67.). SV-Sechser Buchholz verdient sich durch ein taktisches „griechisch-römisches“ Manöver ebenfalls die Verwarnung (59.). Den ergebnistechnischen Schlusspunkt setzt erneut Höft nach langem Einwurf von Sören Meyer: Achtung Variante. Der Schleuderball soll Matthias Meibohm finden, der gedoppelte Stürmer erzwingt die unkontrollierte Verlängerung an den zweiten Pfosten. Trüffelschwein Höft wittert die Chance und startet durch. Der freie Kopfball prallt von der Latte in die Maschen (68.). Offensiv findet die Eintracht fortan nicht mehr statt. Defensiv schwinden merklich die Kräfte und beide Teams tauschen nochmal munter durch. A/O-Linksverteidiger Danaci unterstreicht mit zwei guten Abschlüssen gegen Ende noch seine Torgeilheit, er verfehlt das rechte Toreck jeweils um Zentimeter (70., 75.). Einen abgefälschten Schuss kann Meier über die Latte lenken (78.). Kurz vor dem Ende stiehlt Glüsing sich an Schmidt vorbei und wird kurz darauf unfair gestoppt. Mit gelbem Karton und gutem Freistoß geht es nochmal weiter. Glüsing will sich für eine starke Leistung mit einem Treffer belohnen, scheitert mit dem Freistoß ins Torwart-Eck aber erneut an Meier (88.). Der eingewechselte Simon Buchholz hat mit dem Abpfiff noch die große Chance auf das 5:0. Seinen Abschluss aus halblinker Position klärt der Schlussmann zur Ecke. Anschließend ist Feierabend.
Fazit: Immenbeck kann in Sachen Einstellung und Bereitschaft zufrieden sein. Spielerisch war man unterm Strich zu deutlich unterlegen. Andererseits kann man beim Spitzenreiter aber auch schnell mal deutlicher unter die Räder kommen. A/O spielt wie ein berechtigter Tabellenführer kontrolliert und geduldig auf. Einige schöne Angriffe sind im Team-Portfolio verzeichnet und führen den am Ende in der Höhe verdienten 4:0-Erfolg bei. Da auch die Immenbecker Konkurrenten am Wochenende unterlagen, ist der Klassenerhalt noch immer rechnerisch möglich. Vier Punkte trennen den TSV bei noch zwei Spielen vom rettenden Ufer. Am kommenden Sonntag geht es um 15:00 Uhr beim TSV Stotel nochmals um die Wurst. Ahlerstedt hat weiter drei Punkte Vorsprung auf den Altländer Verfolger und kann mit einem Erfolg beim TV Langen die Weichen auf Meisterschaft stellen (Torverhältnis). Fakt ist: Die Truppe hat es verdient und wir wünschen beim Unterfangen Aufstieg weiterhin viel Erfolg. Für die Eintracht!
Für die Eintracht im Einsatz: N. Meier, N. Kröppelin, M. Marbes, M. Schmidt, K. Schulz (ab der 46. Minuten N. Ahmad), T. Leffler, R. Böttcher, J. Schmidt, M. Meyer, T. Weseloh, R. Usko
Torschützen (Vorlage): 1:0 M. Meibohm (10., Höft), 2:0 C. Höft (37., von Holt), 3:0 C. Dammann (49., Glüsing), 4:0 C. Höft (68.)
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