Der Fußball-Bezirksligist TSV Eintracht Immenbeck ist wieder im Training – mit striktem Hygienekonzept. Unter anderem dürfen nur zwei Spieler zusammen trainieren. Warum andere Vereine darin wenig Sinn sehen.
Die Spieler warten darauf, dass sie den Kunstrasenplatz der Sportanlage Brune Naht in Immenbeck betreten dürfen. Doch diesmal ist alles anders: Co-Trainer Meik Brusberg schickt die Fußballer paarweise auf den Platz. Daniel und Philipp, Eric und Nelson, Kevin und Timo. Jedes Paar betritt die Anlage mit Maske, schnappt sich zwei Bälle und betritt ein ihnen zugewiesenes Feld. Dort dürfen sie die Maske abnehmen.
Für die Immenbecker ist es die erste Trainingseinheit seit mehr als vier Monaten, allerdings unter strengen Hygiene-Auflagen. Keine Zweikämpfe, keine Torschüsse, keine Kopfbälle. Stattdessen: Laufübungen mit fußballtypischen Bewegungen und Passspiel. Nur jeweils zwei Spieler dürfen in einem 30 mal 20 Meter großen Feld miteinander trainieren. Auf den beiden Kunstrasenplätzen wurden bereits zwölf Felder mit Hütchen abgesteckt und festgelegt, wer sich mit wem auf welches Feld begibt. Drei „Verantwortliche“ müssen das Training beaufsichtigen. In der vergangenen Woche hat das Gesundheitsamt in Stade das Hygienekonzept des Vereins genehmigt.
Im Landkreis Harburg sind einige Mannschaften schon vor eineinhalb Wochen ins Training eingestiegen, unter anderem der Kreisligist FC Este 2012 (das TAGEBLATT berichtete). Auf Nachfrage beim Stader Gesundheitsamt hieß es seinerzeit, dass dies unter den gegebenen Verordnungen im Kreis Stade eher nicht vorstellbar sei. Dezernentin Susanne Brahmst bestätigte nun, dass in einer kurzfristigen Sitzung nachkorrigiert wurde, da bei den Hygienekonzepten die „Risikoverteilung“ gering sei.
Testlauf für andere Mannschaften
„Über den fußballerischen Mehrwert des Trainings kann man sich streiten, aber immerhin können sich die Spieler mal wieder sehen und haben einen Ball am Fuß“, sagt Immenbecks neuer Fußballobmann Sven Wulff. Nach Monaten mit Work-outs und Laufeinheiten ist das eine willkommene Abwechslung – und ein guter Testlauf für die anderen Mannschaften. „Unsere Trainer überlegen noch, ob sie auch ins Training einsteigen, weil sie dann eben auch eine Menge Verantwortung tragen müssten“, sagt Wulff. Was, wenn es Kontrollen gibt? Was, wenn ein Spieler sich nicht an die Regeln hält?
Wie halten es andere Vereine? Die vom TAGEBLATT befragten Landesligisten planen, frühestens am 22. März wieder ins Training einzusteigen. Dann ist, Stand jetzt, Fußballtraining wieder in Mannschaftsstärke und mit Vollkontakt möglich. Voraussetzung ist ein stabiler Inzidenzwert von 100 oder weniger sowie ein tagesaktueller Schnell- oder Selbsttest. „Ein Training zu zweit macht wenig Sinn“, sagt Philip Sievers, sportlicher Leiter der VSV Hedendorf/Neukloster.
Ähnlich sieht das Dirk Dammann, Teammanager des VfL Güldenstern Stade: „Wir halten uns an die Vorgaben“, sagt er und ergänzt, dass der vom NFV geplante Fahrplan letztlich sowieso „stark von den Inzidenzen abhängt“.
Harsefeld steigt erst später ein
Als „recht offensiv“ nennt Alexander Martens, Sportdirektor des TuS Harsefeld, die Pläne des Verbandes bezüglich des möglichst frühen Re-Starts. Der könnte ab dem 5. April gelingen. Ab dann gilt bei einer stabilen Inzidenz von 100 oder weniger, dass Fußball ohne Gruppenbeschränkung und ohne Tests möglich ist. „Klar ist, dass wir jedes Spiel wie ein Endspiel angehen werden“, sagt Martens. Er glaubt nicht so recht, dass die Saison, in welcher Form auch immer, beendet wird. Auch beim TuS Harsefeld gilt, dass das Training erst ab dem 22. März anvisiert wird. Bis dahin müssen sich die Spieler per Lauf- und Trainingsplan individuell fit machen.
Der TSV Elstorf plant sogar, erst ab dem 5. April das Training wieder aufzunehmen. Trainer Hartmut Mattfeldt hat große Bedenken, was die Schnelltests betrifft. Wer bezahlt die? Wie sicher sind die? Wie gewissenhaft werden sie gemacht? Diese Fragen stellt er in den Raum. Das mögliche Training in Zweier-Teams und mit einem strikten Hygienekonzept hat der Verein geprüft. „Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen“, sagt Mattfeldt. Das Kindertraining soll aber schnell wieder starten.
Mattfeldt befürchtet bezüglich eines Re-Starts der Saison auch eine Wettbewerbsverzerrung in der Landesliga. „Die Inzidenzwerte zwischen den Kreisen schwanken stark“, sagt er, dadurch werden die Vereine laut der Verordnung unterschiedliche Möglichkeiten haben, was zum Beispiel das Training betrifft.
TSV Apensen will abwarten
Beim TSV Apensen sind am Montag bereits Jugendmannschaften in den Trainingsbetrieb eingestiegen. Der veränderten Niedersächsischen Corona-Verordnung zufolge dürfen bis zu 20 Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von 14 Jahren unter bestimmten Voraussetzungen miteinander trainieren. Die erste Herrenmannschaft (Bezirksliga) will dagegen noch abwarten. „Es macht keinen Sinn, Training in kleinen Feldern anzubieten. Was will man da anderthalb Stunden lang und über mehrere Wochen trainieren?“, sagt der Zweite Vorsitzende Oliver Drechsel.
Auch der Bezirksliga-Konkurrent MTV Hammah will abwarten. „Wir wollen das nicht um jeden Preis“, sagt Teammanager Marcus Wendt. Zum einen wäre Training unter den derzeitigen Auflagen allenfalls eine „Beschäftigungstherapie“, andererseits sei noch unklar, wann die Saison weitergeht und wie sich der Inzidenzwert im zur Bezirksliga Lüneburg 4 gehörigen Kreis Cuxhaven entwickelt. „Ich denke nicht, dass die Zahlen so schnell sinken“, sagt Wendt.
Die zweite Mannschaft (Kreisliga) nimmt kommende Woche das Training wieder auf. Fußballobmann Nico Wellm soll bereits die mündliche Zusage des Gesundheitsamts bekommen haben, die schriftliche soll zeitnah folgen. „Wir werden gucken, was die Zweite macht“, sagt Wendt.
Bützfleth brennt auf den Re-Start
Beim Kreisligisten TuSV Bützfleth gibt es noch keine konkreten Pläne für den Re-Start. Aber: „Ich habe bereits beim Vorstand angefragt“, sagt Co-Spielertrainer Lasse Pfefferle. „Wir brennen alle darauf, mal wieder was Grünes unter den Füßen zu haben.“ So ging es auch den Immenbeckern.
Kapitän Till Müsing sagt, er habe mit einem Motivationstief zu kämpfen gehabt, als der Lockdown verlängert wurde. Dann kam die Nachricht des Trainers, dass es bald auf den Platz geht. Müsing: „Ich habe mich einfach nur gefreut, die Fußballschuhe wieder anziehen zu können.“
Quelle: Buxtehuder Tageblatt (erschienen am 10.03.2021): https://www.tageblatt.de/lokales/lokalesalle_artikel,-immenbecker-fu%C3%9Fballer-haben-wieder-den-ball-am-fu%C3%9F-_arid,2057245.html